Waltraud Joa
Beauftragte der Stadt Marktoberdorf für Menschen mit Handicap
 Telefon: +49 (0) 8342 - 42945

Mobilität ist ein Stück Lebensqualität

Marktoberdorf | ram | Die erste Informationsbörse für Senioren im Foyer des Modeon fand zwar zahlreiche Interessenten, aber noch nicht den erhofften großen Zuspruch. Bürgermeister und Schirmherr Werner Himmer dankte Ideengeberin Waltraud Joa, Behindertenbeauftragte der Stadt Marktoberdorf und des Landkreises, für deren Einsatz um das Zustandekommen. An einen Schlager erinnernd sagte er, dass mit 66 Jahren „noch lange nicht Schluss“ ist: „Die heutigen Senioren sind vital und bringen sich ins wichtige Ehrenamt ein“. Organisatorin Joa dankte den vielen Ausstellern und der Stadt. Die Eröffnung wurde von einem Querflötenduo der Musikschule umrahmt.

Das Vortragsthema „Führerschein mit 90?!“ war provokant gewählt: Dass die Mobilität ein Stück Lebensqualität bedeute, untermauerte Horst Menzel, Vorsitzender der Kreis-Verkehrswacht: „Ältere brauchen ihren Führerschein solange es geht zu Einkaufs- oder Arztfahrten“. Denn ohne diesen verlören sie ein großes Stück Unabhängigkeit, gerade wenn sie auf dem Land wohnen. Unsicherheiten bei Autobahnauffahrten seien häufig, daraus folgten Geisterfahrten. Menzel schlug technische Hilfsmittel im Auto vor wie große Spiegel, Einparkhilfen, Assistenz-Systeme sowie auch Kurse bei der Verkehrswacht.

Gerhard Kreis, Leiter der Polizei Marktoberdorf unterstrich, dass es auf die individuelle Gesundheit ankomme. In der Regel erfolgten nach Unfällen oder auffälligen Fahrten Meldungen an die Führerscheinstelle, die meist ein Gutachten fordere. Die Statistik zeigt, dass bei älteren Fahrern die Missachtung der Vorfahrt an erster Stelle von Unfällen steht. An den Pranger stellte Kreis „den schlechten ÖPNV (öffentlichen Nahverkehr)“. „Die Polizei ist kein Gegner älterer Fahrer“, so der Polizeichef. Jedoch sei immer auch an den Schutz anderer Verkehrsteilnehmer zu denken.

Als weitere Redner nannten Augenarzt Dr. Jürg Brändle und Krankenhaus-Oberarzt Dr. Thomas Kehle medizinische Gründe für ein „Aus“ hinter dem Pkw-Steuer. Die Augenkrankheit Star müsste dabei ebenso beachtet werden wie eine Makula-Degeneration, bei der das Zentrumssehen ausfällt. Hier sollte dem ärztlichen Ratschlag Folge geleistet werden, appellierte Brändle an die Einsicht. Schlechteres Hören, verlangsamtes Reagieren und Krankheiten beeinträchtigten laut Kehle das Fahren im Alter. Er wünschte sich Selbstüberprüfung und Selbstverantwortlichkeit. Manchmal helfe auch, Nachtfahrten zu unterlassen oder bei schlechtem Wetter das Auto stehen zu lassen.

Für eine weitgehend barrierefreie Stadt seien noch große Anstrengungen notwendig, wusste der künftige Marktoberdorfer Stadtbaumeister Peter Münsch. Sowohl die Stadt als auch Geschäfte müssten sich bei vielen Projekten für die Belange Älterer und Behinderter engagieren. Breitere Geh- und Radwege stehen auf dem Wunschkatalog sowie eine Verkehrsberuhigung zwischen Meichelbeck- und Bahnhofstraße. Über betreutes Wohnen und andere Wohnformen im Alter sprach Sabine Wengg von der Koordinationsstelle Wohnen zu Hause.

Mit dem Besuch der Vorträge zeigte sich Waltraud Joa sehr zufrieden, „angenehm überrascht“ war sie von den angesprochenen Inhalten. Die Veranstaltung sei notwendig und sollte in mehrjährigen Abständen wiederholt werden, meinte die Behinderten- und Seniorenbeauftragte der Stadt.

Über das vielseitige Angebot freute sich auch Emilie Martin aus Thalhofen, eine Besucherin der Senioren-Infromationsbörse. Sie betonte, dass man ganz schnell zum Pflegefall werden kann. Interessante Informationen boten 22 Aussteller und Krankenkassen sowie acht Selbsthilfegruppen aus dem ganzen Ostallgäu.

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Bei der ersten Informationsbörse für Senioren im Marktoberdorfer Modeon gab es zahlreiche Stände zu besuchen. Renate Dantinger (BRK Ostallgäu), Bürgermeister Werner Himmer und Behindertenbeauftragte Waltraud Joa informierten sich unter anderem bei Annemarie Heider vom Klemens-Kessler-Haus.
Bei der ersten Informationsbörse für Senioren im Marktoberdorfer Modeon gab es zahlreiche Stände zu besuchen. Renate Dantinger (BRK Ostallgäu), Bürgermeister Werner Himmer und Behindertenbeauftragte Waltraud Joa informierten sich unter anderem bei Annemarie Heider vom Klemens-Kessler-Haus.