Waltraud Joa
Beauftragte der Stadt Marktoberdorf für Menschen mit Handicap
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Auftaktveranstaltung "Allgäu-Tirol barrierefrei"

Was Behinderten nutzt, nutzen auch Familien gerne

Auftakt - 800 Einrichtungen im Allgäu und dem Außerfern sollen für barrierefreien Tourismus zertifiziert werden

Als sie sich mit ihrem Hotel Victoria in Oberstdorf vor 20 Jahren auf Senioren und Rollstuhlfahrer spezialisierten, wurden ihre Eltern eher belächelt, erzählt Julia Eß-Meier. Mittlerweile sehen die Konkurrenten, welchen Markt Ältere und Behinderte in unserer Gesellschaft darstellen. Ihre Zielgruppe wächst, so die jetzige Betreiberin des Vier-Sterne-Hauses, angesichts des demografischen Wandels. Ihre Gäste seien zudem weniger «preissensibel»: «Sie zahlen für gute Qualität und einen sorglosen Urlaub.» Und nicht nur Rollstuhlfahrer belegen die 35 Zimmer: Im Winter kommen Familien mit Kindern. Diese genießen es, dass auch mit Beistellbett genug Platz in den geräumigen Zimmern ist. Senioren, die nicht mehr so beweglich sind, freuen sich zudem über die extra breiten Badtüren, zusätzliche Haltegriffe und den komfortablen Wellnessbereich.

Solche Beispiele gibt es noch wenige. Dies wurde bei der Auftaktveranstaltung für ein barrierefreies Allgäu und Außerfern in Marktoberdorf deutlich. Im Tourismusbereich sollen nun 800 Beherbergungsbetriebe, Gaststätten, öffentliche Einrichtungen und Freizeitangebote auf ihre Behindertentauglichkeit untersucht werden. Damit wollen sich die Allgäuer Landkreise und das Außerfern als Tourismusregion in diesem Segment profilieren. Durch eine Zertifizierung wisse der Gast zuverlässig, dass dort auch Barrierefreiheit drin steckt, wo es draufsteht, sagte der Ostallgäuer Landrat Johann Fleschhut, von dessen Landkreis die Initiative ausging.

Wichtiger Wirtschaftsfaktor

Das sieht auch Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil so: «Ein Mehr an Komfort für jeden ist auch ein Stück mehr Lebensqualität.» Als Beispiel nannte er die Bahnhöfe, die von Behindertenfreundlichkeit meist weit entfernt seien. Hier müsse man schneller den Standard schaffen. Der demografische Wandel sei eine zentrale Herausforderung, verwies Zeil auf den Stellenwert der Barrierefreiheit. Tourismus sei ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Daher sei die staatliche Förderung in dem Allgäuer Projekt gut angelegt.

Wie wichtig einheitliche Standards seien, betonte die Ostallgäuer Behindertenbeauftragte Waltraud Joa, die das Projekt vorangetrieben hatte. Meist beruhe die Behindertenfreundlichkeit nur auf eigenen Angaben des Hoteliers. Das Bad verfüge dann zwar über Haltegriffe, aber die Tür sei für den Rollstuhl oft zu eng.

Gerade auf so etwas werden die Erfasser achten, die die Einrichtungen zertifizieren.

«Wir werden eher beraten als kontrollieren», betonte Eike von Hoyer, der selbst im Rollstuhl sitzt und im Kreis Lindau dem Behindertenbeirat angehört. Häufig könnten die Betriebe mit einfachen Mitteln viel erreichen.

Tirol als Wegbereiter

Mehrere Referenten betonten, dass die gesamte Kette von der Buchung über die Anreise bis zu Freizeitgestaltung und Nachbetreuung barrierefrei sein muss. «Die großen Gewinner sind die Gäste, die gute Standards erwarten können», sagte Ingrid Schneider, von «Tirol ohne Handicap». Tirol sei Wegbereiter in Österreich gewesen - seither hätten einige Bundesländer nachgezogen. Neidvoll blickte Stefan Fredlmeier, Tourismusmanager in Füssen, über die Grenze.

Für ihn steht fest: «Im Tourismus ist Barrierefreiheit eine Pflichtaufgabe. Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen.» (vit)

Quelle: Allgäuer Zeitung

Netzwerk Allgäu 2009

Leitet Herunterladen der Datei einVeranstaltung am 7. November 2009

UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung „Umsetzung JETZT“

Für das Netzwerk Allgäu, ein Zusammenschluss der Behindertenbeauftragten, Behindertenbeiräte und Arbeitskreise im Allgäu, organisierte der Behindertenbeirat Memmingen dieses Jahr eine Fachtagung zu dem Thema: UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung „Umsetzung JETZT“

Im schönen Wintergarten, Veranstaltungsraum des Hotels Engelkeller, konnten von Verena Gotzes, Vorsitzende des Behindertenbeirats und Heidi Dintel, Behindertenbeauftragte der Stadt Memmingen über 120 Personen begrüßt werden.

Dazu gehörten Mitglieder des Landtages, Landräte, Bezirks- Kreis- und Stadträte, Bürgermeister, Selbsthilfegruppen, Organisationen und Verbände. Behindertenbeauftragte und Beiräte erhielten wertvolle Anregungen für ihre Arbeit in der Behindertenpolitik. Die Gäste kamen nicht nur aus dem Allgäu, sondern aus ganz Schwaben und aus dem Regierungsbezirk Oberbayern.

In seinem Grußwort betonte Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger die Bedeutung der Arbeit des Behindertenbeirats für die Stadt Memmingen und zeigte sich zugleich beeindruckt von der Vernetzung der Gremien in ganz Schwaben.

Am 13. Dezember 2006 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen UNO in New York das Internationale Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung verabschiedet.

Auch die Bundesrepublik hat diesen Völkerrechtsvertrag ratifiziert und sich verpflichtet, ab 26. März 2009 das Übereinkommen als innerstaatliches Recht anzuerkennen. Legislative, Exekutive und Rechtsprechung sind jetzt verpflichtet, den Inhalt der UN-Konvention wie deutsches Recht zu behandeln und zu befolgen.

Über den Inhalt, die Umsetzungsmöglichkeit und die Auswirkung dieses bedeutenden Übereinkommens auf das Leben der Menschen mit Behinderung informierten zwei kompetente Referenten.

Horst Frehe, Jurist, Richter am Sozialgericht Bremen und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft fesselte vormittags mit seinem Vortrag die Teilnehmer. Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass die UN-Konvention in allen Bereichen der Gesellschaft die Rechte der Menschen mit Behinderung stärkt.

Frau Hannelore Loskill, Sprecherin des Deutschen Behindertenrats, forderte die Anwesenden nachmittags in ihren Ausführungen auf, genau hin zu schauen und die Umsetzung der Rechte, die in der UN-Konvention festgeschrieben sind, ein zu fordern. Sie wies darauf hin, dass auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung die Umsetzung der UN-Konvention verankert ist.

Waltraud Joa, die Behindertenbeauftragte aus dem Landkreis Ostallgäu und Initiatorin des Netzwerk Allgäu, bedankte sich im Schlußwort für die rege Diskussion. Sie war beeindruckt von den Referenten und versprach zugleich, dass die Arbeit des Netzwerkes auch in Zukunft weiter geführt wird.

Leitet Herunterladen der Datei einAuszug aus Koalitionsvertrag

Leitet Herunterladen der Datei einReferat von Horst Frehe

Leitet Herunterladen der Datei einVortrag von Hannelore Loskill